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Der Internetauftritt für Mettenhof, dem grünen Kieler Stadtteil.
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Der lesende Ortsbeirat taucht glücklicherweise immer mal wieder im Programm der Mettenhofer Kulturtage auf, so auch gestern, am 8.Oktober.
Kirsten Voß, Vorsitzende des Gremiums, hatte ihre aktuelle Lektüre dabei, der finnische Autor Arto Paaslinna erzählt in seinem Buch „Vorstandssitzung im Paradies" von unterschiedlichen Männern und Frauen, die, z.T. im Auftrag der UNO, auf dem Weg nach Australien sind – wo sie leider nicht ankommen, da das Flugzeug über dem Stillen Ozean abstürzt. Circa die Hälfte der Passagiere überlebt, Hebammen, Krankenschwestern, Waldarbeiter u.a. unterschiedlicher Nationalität. Eine skurrile Geschichte, erzählt aus der Ich-Perspektive des finnischen Journalisten, der ebenfalls an Bord war. Die Ereignisse auf der Insel, auf der die Gruppe strandet und welche Verwicklungen entstehen, welche Probleme auftauchen und welche Lösungen gefunden werden, sind Gegenstand dieser Geschichte, die immer wieder auch zum Lachen Anlass gibt.
Eine weitere (heitere) Geschichte trug Ulrike Lindner vor. Zwei Männer – alte Bekannte - treffen sich, und der eine verspricht dem anderen, auf jeden Fall am kommenden Freitag zum Mittag essen vorbeizukommen, und auch die Ehefrau kennen zu lernen. Unerwartete Termine verhindern das. Nächsten Freitag aber klappt es bestimmt. Nein, doch nicht – aber nächste Woche ist ja auch ein Freitag, da muss es klappen – und so vergeht fast ein ganzes Jahr…bis der Mann tatsächlich vor der Haustür seines Bekannten steht, an einem Freitag – die Dame des Hauses ist sehr erstaunt. Der Gast ist ganz hingerissen von der Ehefrau seines Bekannten Martin, von der Wohnung, von dem Essen, zu dem er eingeladen wird, und verabschiedet sich letztlich, verspricht aber, bald wieder zu kommen, wenn Martin selbst auch zuhause ist. Er geht die Straße entlang Richtung Straßenbahn und trifft…Martin. Und erfährt nun, dass Martin und seine Frau vor zwei Monaten umgezogen sind, in der früheren Wohnung wohnen jetzt ganz andere Leute…
Beate Mazzi, ebenfalls Ortbeiratsmitglied, hatte ein besonderes Buch mitgebracht – in den Sechzigern gehörte es noch zur Schullektüre: „Letzte Briefe aus Stalingrad", Feldpostbriefe, die Soldaten im zweiten Weltkrieg aus Stalingrad nach Hause schrieben – der Pianist, der seiner Frau schrieb, dass beide Hände „hin" seien, drei erfrorene Finger an der rechten, ein fehlender Finger an der linken Hand. Der Sohn, der seine letzten Worte an seinen Vater richtet, der fest an den Sieg glaubt – alle Briefe zeugen von der Verzweiflung und dem Wissen der Soldaten, dass dieser Krieg nicht gewonnen wird – und auch, dass sie nicht mehr nach Hause kommen werden. Tief berührende Briefe, die den Zuhörenden fragen lassen, warum die Menschheit aus der Geschichte nicht lernen kann.
Text und Bilder: Bärbel Lorenz-Dubiela
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